FILMABEND „kommen und gehen“ – Dokumentarfilm von Uwe Mann

Am 30. September des Jahres 2015 endete die Geschichte des Hotels Maritim Halle als Hotel. Nach einem Angebot der Maritimgruppe, beschloss am 15. September die Landesregierung Sachsen-Anhalt, ab dem 1. Oktober 2015 eine ZaSt aus dem Hotel zu machen. Eine zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Die Belegschaft, ca. 60 Menschen, davon nicht wenige über 20, gar 30 Jahre dort tätig,

verwurzelt mit ihren Familien in der Stadt, wird vom neuen Träger, dem Land Sachsen-Anhalt, nicht übernommen. Damit endet auch die Geschichte eines Ortes, dessen geradezu familiäres Flair im Wesentlichen durch dieses Personal bestimmt war. Die Nachricht über die anstehende Umnutzung kam für alle, auch die Gäste, sehr überraschend. Sie stand drei Wochen vor der Schließung des Hotels in der Zeitung. Der Portier meinte so freundlich wie traurig am Telefon, er dürfe keinen neuen Gast mehr einbuchen. Uwe Mann nahm seine Kameras und fuhr trotzdem hin.  In der ersten Woche kamen auch Interimsflüchtlinge an. Der Hoteldirektor hatte der Stadt zwei Etagen für sieben Tage zur Verfügung gestellt. Dazu den großen Saal, um Spenden zu lagern und zu sortieren, für die Kinder, um dort zu spielen und für alle anderen, um dort zu essen. So kam es zu einer illustren Hotelgesellschaft. Den „alten“ Gästen, die ihre Buchung noch wahrnahmen, den „neuen“ Gästen aus den Kriegsgebieten.

Es geht um die leisen Zeichen, wie sich dieser Ort verändert. Und es geht um die noch verbliebenen Gäste des Hauses, in der noch verbleibenden Zeit. Der Film tastet sich an große Fragen über ein konkretes Dilemma heran. Mit einem Handstreich der Hotelgeschäftsführung, die ihren Nutzen aus der politischen Großwetterlage zieht, wird ein Stück regionaler Geschichte sang- und klanglos beendet. Mit dem Ergebnis, dass zwei Gruppen von Opfern gegeneinander ausgespielt und in einen Konflikt gezwungen werden.

Im Anschluss an den Film: Uwe Mann im Gespräch mit Katrin Schumacher.