»Kafka und der Prager Frühling« – ein Abend mit Alena Wagnerová und ARTE-Filmpremiere »Kennen Sie Kafka?«

Alena Wagnerová ist eine der bedeutendsten Kafka-Expertinnen, ihre Biographie von Milena Jesenská und die von ihr herausgegebenen Bände mit Werken und Briefen Milena Jesenskás wurden hochgelobt und erlebten mehrere Ausgaben. Gewiss ist Milena Jesenská den meisten in erster Linie als Freundin Franz Kafkas bekannt, sie hat aber auch ein bedeutendes eigenes schriftstellerisches und publizistisches Werk, das neben Werken von Schriftstellerinnen wie Bettina von Arnim, George Sand oder Sophie Scholl bestehen kann.

Alena Wagnerová hat in »Die Familie Kafka aus Prag« (S. Fischer Verlag) außerdem das Umfeld des Schriftstellers beschrieben, seinen jüdischen Prager Familienalltag und eine Lebenswelt, deren Spuren sich heute nur noch in Texten, Bildern und Büchern finden lassen. In ihrer Erzählung »Die Landärztin« hat sie eine Begegnung mit Franz Kafkas Nichte, der Tochter seiner jüngeren, in Auschwitz ermordeten Schwester Ottilie, literarisch verarbeitet.

Alena Wagnerová, die heute in Saarbrücken und Prag lebt, wird an diesem Abend vor allem über die Kafka-Konferenz 1963 im Schloss Liblice sprechen, die von einer kaum zu unterschätzenden Bedeutung für die folgende politische Entwicklung in der Tschechoslowakei und den Prager Frühling 1968 war und zu schärfsten ideologischen Auseinandersetzungen auch in der DDR führte.

Im Anschluss ARTE-Filmpremiere »Kennen Sie Kafka?«

Kafka, dessen Erzählungen und Romane größtenteils posthum und gegen seinen Willen veröffentlicht wurden, hat Weltliteratur geschrieben. Dieser Film von Regisseur Pavel Šimák wirft anlässlich seines 100. Todestages einen neuen Blick auf Werk und Mensch und nimmt den hartnäckigen Kafkakult um den angeblich lebensfremden, introvertierten und humorlosen Schriftsteller genauer unter die Lupe.

Mit reichem, teils unveröffentlichtem Archivmaterial, Zitaten und Kafka-Expert:innen wie Reiner Stach sowie den französischen Germanisten Jean-Pierre Lefebvre und Florence Baucaud taucht dieser Film ein in die Welt des Franz Kafka: ein Versicherungsangestellter im Prag des beginnenden 20. Jahrhunderts, der Zeit seines Lebens um seine künstlerische Freiheit als Schriftsteller rang und dessen unverwechselbarer Schreibstil sowie seine um Identität und Selbstentfremdung des Individuums kreisenden universellen Themen uns bis heute in seinen Bann ziehen. (ARTE G.E.I.E./CESKÁ TELEVIZE 2024, 52 MIN.)

Hinweis: Der Eintritt zur Filmvorführung ist kostenlos.

Bild (c) Karel Sanda