Veranstaltungen

Do, 10.09.2020
19.00 Uhr

Eintritt frei

LESUNG UND GESPRÄCH „Wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt. Der Briefwechsel Sarah Kirsch und Christa Wolf“ mit Therese Hörnigk

Zwei Autorinnen von internationalem Rang sind hier fast drei Jahrzehnte lang, von 1962 bis 1990, miteinander im Austausch: über das Schreiben, den Literaturbetrieb im Osten wie im Westen, über die Männer, die Kinder, die Arbeit im Garten und die politischen Systeme, in denen sie leben. Letztere sind es wohl, die diese Freundschaft an ein Ende bringen, nach vielen Jahren des vertrauensvollen Miteinanders. Streng und verspielt, heiter und verzweifelt, schnoddrig und ehrlich – Sarah Kirsch und Christa Wolf beim Schreiben und Leben über die Schulter zu schauen ist ein Geschenk.

 

„Kennst Du die Stelle bei Kafka, wo er schreibt, daß sein Gehirn nicht mehr allein die Last tragen konnte – und die Lunge nun mittels Tuberkulose einen Teil übernahm… Dies tun bei Dir die Relaisstellen Deines Kreislaufs, sie stellen einfach ihre Tätigkeit ein… Wer kann was für seine Kindheit? Für ein Zuviel oder Zuwenig an Wärme und Zuwendung, die er da bekommen hat… Sich selbst muß man von einem bestimmten Alter an für alles selbst verantwortlich machen. (Dies alles ist in dir, laß deinen eitlen Wahn…) Später, denke ich (und vielleicht ist dieses Später schon jetzt, bei mir hat es angefangen) bereut man bitter jeden Tag, den man nicht gelebt hat, jeden Frühling zum Beispiel, den man einfach nicht gesehen hat…
Vielliebe Sarah, das Beste ist, man verwandelt sich allmählich in eine Kunstfigur.“

 

»Liebe, liebe Christa. Schön, daß Du noch hier geblieben bist auf dem beknackten Planeten!«, schreibt Sarah Kirsch im Herbst 1988 an ihre Freundin, die eben eine lebensgefährliche Krankheit überwunden hat. Ein Jahrzehnt zuvor konstatiert Christa Wolf nach einem Treffen in West-Berlin, kurz nach Kirschs Ausreise aus der DDR: »Ich bin froh, daß ich bei Dir war und jetzt ganz ruhig an Dich denken kann.«

 

Dr. Therese Hörnigk war von 1972 bis 1992 Literaturwissenschaftlerin an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Danach Lehr- und Vortragstätigkeit an der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin, in den USA, Frankreich, Italien und Kanada. Von 1998 bis 2007 Leiterin des Literaturforums im Brecht-Haus, Berlin. Zahlreiche Publikationen zur Literatur des 20. Jahrhunderts, darunter Arbeiten zu Bertolt Brecht, zum „Bitterfelder Weg“, zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der frühen DDR-Literatur sowie zu Christa Wolf. Sie ist Vorsitzende der Christa-Wolf-Gesellschaft in Berlin.

Es lesen die Schauspielerinnen Jennifer Krannich und Lena Zipp.

 

Die Veranstaltung findet im Garten des Halleschen Doms statt und ist eine Kooperation des LHH mit der Evangelisch-reformierten Domgemeinde zu Halle.

 

Foto: Sächsische Zeitung 

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